Gespräche führen

Nachdenken über die eigenen Arbeitsergebnisse ist ein entscheidendes Moment für den eigenen Lernprozess. Erst durch die gedankliche Bearbeitung bzw. Reflexion werden Lernprozesse, die während der Arbeit geschehen, bewusst. Oft wird Reflexion allerdings alleine als rationale, logisch-analytische Denkweise verstanden. Es ist hingegen ebenso wichtig, auch die subjektivierende Seite unseres Denkvermögens einzubeziehen, die beispielsweise auch das assoziative, bildhafte und gefühlsgeleitete Denken umfasst.

Dies gilt im Übrigen nicht nur für den Lernenden/Teilnehmer, sondern auch für den Lernbegleiter selbst, der die Reflexionsgespräche mit dem Lernenden durchführt. Erfahrungsgeleitete Lernprozesse stellen also nicht – wie es das schulische Lernen tut – den Erwerb von theoretischem Wissen an die erste Stelle des Lernprozesses. Vielmehr beginnt dieser Lernweg beim eigenen Erfahrungserwerb in der Praxis. Praxis vor Theorie also.

»Eine Erfahrung, selbst eine sehr bescheidenen Erfahrung, kann Theorie in jedem Umfang erzeugen und tragen, aber eine Theorie ohne Bezugnahme auf irgendwelche Erfahrung kann nicht einmal als Theorie klar und bestimmt erfasst werden.« (J. DEWEY)

Dies bedeutet allerdings: die Theorie, d.h. das, was verallgemeinerbar ist, muss aus diesen Erfahrungen herausgearbeitet werden, denn sonst bleibt das, was ich da gemacht habe, ein irgendwie x-beliebiges Erlebnis. Genau dieses Durcharbeiten, das reflektierende Durchgehen dieser Erlebnisse schafft erst den Sprung hin zu einer nachhaltigen Lernerfahrung. Hierin liegt die große und tiefe Bedeutung der Reflexionsgespräche: »Ich muss das, was ich den Dingen ‘tue’, und das, was ich von ihnen ‘erleide’, nach vorwärts und rückwärts miteinander in Verbindung bringen.« (J. DEWEY)

Der Lernende soll durch solche Gespräche somit die Fähigkeit erlangen, über seinen Arbeitsprozess nachdenken zu können und sowohl

die darin enthaltenen Lernerträge (das erworbene Wissen, die erworbenen Fähigkeiten)

wie auch die eigenen Lernstrategien (z.B. den Lernstil),

aber auch die auftretenden Lernbarrieren zu erkennen.

Vor allem sollen sie auch die Möglichkeiten bieten, neue Lernwege anzulegen und zu alternativen Lernstrategien zu ermutigen.